
Möglicherweise ist ihre Aufmerksamkeit zunächst bei den Bildern von halb-versteckten Büchern hängengeblieben, die auf der ganzen Website verteilt zu finden sind; es wäre zumindest nicht verwunderlich in einer Zeit, in der das Visuelle so wichtig geworden ist. Jedenfalls gibt es wohl kaum eine bessere Art den Lehrstuhl für Organisationspsychologie vorzustellen als durch die Bücher, die täglich durch unsere Hände gehen.
Jede(r) von uns hat ein persönliches Lieblingsbuch ausgewählt; auch wenn sicherlich nicht das Lieblingsbuch, denn wir schätzen viele Bücher. Und so erzählen die Bücher einerseits von den Dingen, die unsere Imagination beflügeln, die aber andererseits auch manchmal eine Passage darstellen, durch die man sich durcharbeiten muss. Die dargestellten Bücher sind hier nicht ordentlich aufgereiht wie in einer Bibliothek oder wie in den oft realitätsfernen Vorstellungen unserer eigenen Bücherregale; nein, hier werden sie viel eher durch kreative Assoziationen in ihrer stetigen Aufeinanderbezogenheit in den Dialog gebracht. Auch wenn Organisationspsychologie, wie jede andere Disziplin, versucht Grenzen zu ziehen und zu bestimmen, was notwendige, bevorzugte und konstituierende Bücher der eigenen Disziplin sind, so sind wir doch auch darauf bedacht neue Verbindungen einzugehen und neue lesbare Routen zu erkunden und zu bahnen.
Durch die Bücher die wir lesen, diskutieren und ab und an versuchen zu schreiben und zu veröffentlichen, können wir auch etwas über die bewegte Geschichte der Disziplinen Psychologie und Organisationspsychologie sagen. Vor allem die vielerorts einflussreichen und in alle Bereiche der Gesellschaft – Arbeit, Bildung, Gesundheit, Sexualität, Familie, Kriminalität und Sicherheit - vorgedrungenen psychologischen Ideen, Konzepte und Praktiken lassen die Psychologie als eine erfolgreiche Disziplin erscheinen. Dies kann man ebenso an der Organisationspsychologie als auch in ihrem weitreichenden Einfluss auf Konzepte und Praktiken des organisationalen Lebens – sei es Assessment, Coaching, Team-Building oder Selbstmanagement – ablesen.
Parallel zu dem steigenden Erfolg nahm allerdings auch eine kritischere Prüfung und Analyse des Faches zu. Psychologie wurde als Disziplin hinterfragt und kritisiert; ob ihrer einseitigen Bindung an neo-positivistische Wissenschaftsmodelle und dem Hochhalten der Methoden und Logiken aus den Naturwissenschaften; ob dem Mangel an Beachtung und sogar der Reproduktion ideologischer und politischer Differenzen und für die ideologische Kolonialisierung von Völkern und Kulturen auf der ganzen Welt durch einen heroischen und phallokratischen Individualismus. Seit den frühen 1970ern wurden verschiedene Kritikstränge in kritischen, sozial konstruktionistischen und feministischen Psychologieverständnissen entwickelt. Als der Lehrstuhl 1979 gegründet wurde, widmete sich Peter Dachler bereits intensiv diesen neuen Denkrichtungen. In den 25 Jahren als Lehrstuhlinhaber leistete er echte Pionierarbeit mit dem Um- und Neudenken organisationspsychologischer Grundkonzepte.
Solch eine Geschichte trägt ihren Teil dazu bei wie wir einer zeitgemässen Organisationspsychologie Substanz und Form verleihen. Im Kontext von Problematisierungen aus dem Management- und Organisationsbereich schlagen wir dabei eine Brücke zwischen psychologischen Theorien und Sozialtheorie. Wir visieren eine Organisationspsychologie an, die sich an einem reflexiven und kreativen Verständnis der eigenen Grundannahmen (Brown und Stenner, 2009) orientiert. Wir sind darum bemüht, die Arten und Weisen wie psychologische Konzepte in dieser Zeit angewendet werden kritisch zu reflektieren. Wir sind darauf aus, ein Denken zu entwickeln das die kreativen Möglichkeiten des Lebens bekräftigt und wir möchten Interventionen ermöglichen, die einen Unterschied machen wie Organisationen die Gesellschaft mitformen und verändern. Betrachten Sie die vielen engagierten und kreativen Forschungsprojekte ein wenig näher. Sie werden ihnen davon erzählen, was eine zeitgemässe Organisationspsychologie bedeuten kann. Und entdecken sie die vielen Bücher die implizit oder explizit Teil dieser imaginativen Wege sind…