Unter der Leitung von Prof. Chris Steyaert (OPSY-HSG) und Prof. Daniel Hjorth (Department of Management, Politics and Philosophy, Copenhagen Business School) gestalten Studierende der Universität St. Gallen und der Copenhagen Business School in gemischten Gruppen ihre eigenen Ausstellungen zu neuen Formen des Organisierens von Museen.
Nebst der Universität stellen Museen eine der ältesten Formen dar, wie Wissen und seine Ideengeschichte sowie sein Repertoire an Artefakten und Objekten dargestellt und organisiert wird. Gleichzeitig befinden sie sich in einem enormen Wandel: Die Aufgabe des „klassischen“ Museums bestand in der Konservierung und Ausstellung der „grossen Werke der Zivilisation“ (Hetherington, 2006), der Erinnerung an Kunstschaffende und historische Ereignisse und der Bildung des Publikums. Das „neue Museum“ (Message, 2006) hingegen ist Teil der Freizeitindustrie geworden; der Besuch eines Museums unterscheidet sich somit nicht mehr grundsätzlich von einem Kino-Abend oder einer Shoppingtour.
Diese enorme Veränderung der Art und Weise, wie Museen ihre eigene Rolle wahrnehmen, wurde unter anderem ausgelöst durch einen Wandel der „urban governance“ in eine unternehmerische Richtung und durch die Entstehung der „Erfahrungsökonomie“ (Hjorth and Kostera, 2007). Einhergehend mit der Neuorientierung der „urban governance“ hin zu einer Form von Unternehmertum (Harvey, 1989) befinden sich die Städte in einem globalen Wettbewerb um maximale Kreativität oder Unternehmerisch-Sein. Hierbei kommt Museen eine ganz besondere Rolle zu: Als Flaggschiff-Projekte sollen sie dazu beitragen, das Image der „kreativen Stadt“ zu prägen. Ein Paradebeispiel stellt das von Stararchitekt Frank O’Gehry gebaute Guggenheim Museum in Bilbao dar, mit dem es einer vorher unbekannten Stadt gelang, sich auf der (touristischen) Landkarte zu platzieren. Seit dem sogenannten „Bilbao-Effekt“ stellen Museen eine prominente und vielfach verwendete Strategie dar, Städte als attraktive Orte für kulturellen und künstlerischen Konsum zu positionieren (Czarniawska, 2003).
Im Rahmen der Summer School werden Studierende der Universität St. Gallen und der Copenhagen Business School in gemischten Gruppen eine Ausstellung zum Thema „Museen und ihre neue Form des Organisierens“ gestalten. Diese Form der Zusammenarbeit entspricht der Ausrichtung der Haniel Stiftung, die akademische Projekte unterstützt, welche internationalen Wissenstransfer und den Austausch von Erfahrungen fördern. Die Gruppenarbeit wird das Erforschen von Daten und Material ebenso umfassen wie den Besuch verschiedener Museen in der Deutschschweiz und in den angrenzenden Gebieten von Österreich sowie Treffen mit den jeweiligen Museumsverantwortlichen. Am Ende der Woche werden die Studierenden ihre Ausstellungsprojekte zum Thema „Neue Organisation von Museen“ in einem Museum der Stadt St. Gallen präsentieren.
Literaturhinweise:
Czarniawska, B. (2003). A Tale of Three Cities – or the globalization of city management, Oxford: Oxford University Press.
Harvey, D. (1989). From managerialism to entrepreneurialism: The transformation in urban governance in late capitalism. Geografiska Annaler. Series B. Human Geography, 71(1), 3-17.
Hetherington, K. (2006). Museum. Theory, Culture & Society, 23(2-3), 597-603.
Hjorth, D. & Kostera, M. (2007). Entrepreneurship & The experience economy. Copenhagen: Copenhagen Business School Press.
Message, K. (2006). The New Museum. Theory, Culture & Society, 23(2-3), 603-606.