Die Dissertation untersucht Aspekte der Kontinuität und Komplexität sowie widersprüchliche Bedürfnisse in der Identitätskonstruktion von Ex-Beratern, insbesondere im Hinblick auf einen Karrierewechsel: Weg vom stark identitätsformenden Arbeitsumfeld einer Unternehmensberatung, hin zu einem anderen Arbeitskontext. Hierzu wurden 30 Interviews mit ehemaligen Management-Beratern durchgeführt, die in einem der folgenden Kontexte arbeiten: Wissenschaft, Financial Services, Industrie, NGO, Inhouse Consulting oder eigene Start-ups. Um zu untersuchen, wie sich die Identitätskonstruktion von Ex-Beratern im Zuge eines Karrierewechsels verändert (oder auch nicht), wurden drei verschiedene Diskursanalysen durchgeführt, wobei sich jede Analyse mit einem anderen Aspekt des genannten Phänomens auseinandersetzt.
Die erste Analyse konzentriert sich auf den Aspekt der Kontinuität und untersucht kritisch, wie Diskurse rund um den Gedanken des Elitismus vom Beratungskontext in ein neues Arbeitsumfeld hineingetragen werden. Dabei werden die kontextübergreifenden Effekte betont, welche diese Diskurse auf die professionelle Identitätskonstruktion von Ex-Beratern haben. Die zweite Analyse kompliziert diese Schilderung der Kontinuität, indem sie Aspekte der Komplexität und Vielfalt in der Identitätskonstruktion von Ex-Beratern hervorhebt. Sie deutet an, dass insbesondere im Zuge von Karriereveränderungen verschiedene und potenziell widersprüchliche Formen der Identifikation möglich sind, wodurch verschiedene Subjektpositionen entstehen können.
Um diese scheinbar widersprüchlichen Darstellungen der ersten beiden Analysen miteinander zu versöhnen, untersucht die dritte Analyse, wie Bedürfnisse nach Kohärenz (Kontinuität) und Ambiguität (Komplexität) miteinander vereinbart werden können. In Hinblick darauf, wieso diese Balance emotional wichtig ist, zeigt die Analyse auf, dass Personen vor allem in Zeiten des Karrierewechsels bewusst oder unbewusst dazu motiviert sind, sowohl Kohärenz für ein Gefühl der Selbstkontinuität als auch Ambiguität für ein Gefühl der Offenheit aufrechtzuerhalten.
Jede der drei Analysen greift auf ein anderes Verständnis diskursiver Identität zurück, nämlich ein Foucault-inspiriertes, ein durch Positioning Theory geprägtes und ein narratives Verständnis. Durch die Problematisierung dieser Rahmenwerke bzw. einiger ihrer zugrundeliegenden Annahmen entwickelt die Studie aktuelle Konzeptualisierungen diskursiver Identität weiter.