Das Projekt untersucht, wie Kultur- und Bildungseinrichtungen ästhetisch inszeniert werden. Praktiken der architektonischen Produktion (Entwerfen, Planen, Bauen), der alltäglichen Nutzung (Besuchen, Managen, Instandhalten) sowie der Repräsentation (in Medien, Bildungs-, Kulturdiskursen) von kulturellen Einrichtungen werden ethnographisch erforscht und auf ihre wechselseitige Bedingtheit untersucht. Dabei wird dem Zusammenwirken von Gebäude und körperlichen Praktiken besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Als konzeptionelle Ausgangslage dienen der aus der Wissenschafts- und Technikforschung entlehnte Ansatz der "materiellen Semiotik" sowie der in der Humangeographie diskutierte Affektbegriff. Diese Ansätze erlauben es, soziale Wirklichkeiten als Inszenierungen zu begreifen, in denen Menschen und Dinge auf spezifische Weise zueinander in Beziehung gesetzt werden. Diese Inszenierungen produzieren spezifische Formen der Ästhetik, der Politik und des Wissens und können sich in ihrem Zusammenspiel (de)stabilisieren, hinterfragen und verändern.
Die empirischen Analyse konzentriert sich auf Situationen, in denen ästhetische Inszenierungen von Kultur- und Bildungseinrichtungen verhandelt werden, z.B. Architekturwettbewerbe, Entwurfsklassen, Planungsprozesse, künstlerische Interventionen, öffentliche Debatten. Dort treffen unterschiedliche ästhetische Ordnungsweisen aufeinander und lassen die (potentielle) Vielfältigkeit dieser Einrichtungen und ihrer Architekturen sichtbar werden.
Das Projekt versucht auf diese Weise einen Beitrag zu einem neuen Architektur- und Planungsverständnis zu leisten. Indem das Zusammenspiel von Ästhetik, Politik und Wissen erforscht wird, sollen neue Formen der Teilhabe an Kultur- und Bildungseinrichtungen möglich werden.