Coaching hat sich in den letzten zwanzig Jahren zu einer etablierten Intervention entwickelt und wird inzwischen in vielen multinationalen Unternehmen als Beratungsform für Führungskräfte eingesetzt. Florian Schulz erforscht dieses Feld und geht dabei in seiner Dissertation der Frage nach, welche Veränderungsprozesse durch Coaching ermöglichst werden sollen und wie die Intervention legitimieret und organisiert wird.
Theoretisch orientiert sich sein Forschungsprojekt an poststrukturellen Strömungen innerhalb der Organisationspsychologie; hier insbesondere an der Diskursiven Psychologie (siehe z.B. Potter & Wetherell), welche nach der linguistischen und metaphorischen Repräsentanz von Handlung fragt, sowie an Theorien welche die Veränderung von Ideen, Praktiken und Diskursen in Organisationen als Übersetzungsprozesse beschreiben (siehe z.B. Czarniawska & Sevón). Diesem Rahmenkonzept zufolge beziehen sich Menschen häufig auf eine begrenzte Anzahl von Diskursen und Metaphern mit denen sie Coaching beschreiben und sozial verhandeln. Dabei sind die Diskurse historisch in unterschiedlichen professionellen Feldern wie der Psychotherapie oder der Managementlehre verankert. Coaching kann als andauernder Übersetzungsprozess verstanden werden in dem verschiedene, zum Teil widersprüchliche, Diskurse zueinander in Bezug gesetzt werden. Da Unternehmen aber auch stets politische Formationen sind müssen entsprechend unterschiedliche Positionen miteinander verhandelt werden. In Folge entstehen in den Narrationen über Coaching Brüchen und Spannungen aber es können sich auch innovative und emanzipatorische Räume für Individuen und Organisationen entwickeln.
Neben der Erforschung dieser sprachlichen Abbildungen von Coaching beschäftigt sich dieses Forschungsprojekt mit der Organisationen von Emotionen in Coachingprozessen.
Florian Schulz hat in München Psychologie mit den Schwerpunkten Reflexive Sozialpsychologie (Prof. Heiner Keupp) sowie Familienpsychologie (Prof. Klaus Schneewind & Dr. Martin Schmidt) studiert. Nach dem Studium erwarb er im Rahmen seiner Psychotherapieausbildung fundierte Kenntnisse in systemischen und tiefenpsychologischen Therapieverfahren. Seit Mai 2008 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Organisationspsychologie sowie also Mitglied der Psychologische Beratungsstelle an der Universität St.Gallen beschäftigt.